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AutorenbildThomas Steffen

Zugang zur Gesundheitsversorgung – auch eine Frage der Gerechtigkeit (Editorial Obstetrica 11/2024)


«Birth is not only about making babies. Birth is about making mothers — strong, competent, capable mothers who trust themselves and know their inner strength.»[1]





Das Zitat der US-amerikanischen Gesundheitssoziologin Barbara Katz Rothman betont die transformative Kraft der Geburt, die nicht nur ein Kind zur Welt bringt, sondern Frauen zu selbstbewussten und starken Müttern macht. Dafür ist aber auch ein gesundes Geburtsumfeld unerlässlich. Doch der Zugang zu einer sicheren und unterstützenden Geburtserfahrung ist nicht allen Frauen gleichermassen gewährt. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist auch in der Schweiz von zahlreichen, potenziellen Barrieren geprägt. Viele Frauen – insbesondere Migrantinnen und sozial benachteiligte Frauen – haben häufig keinen ausreichenden Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Betreuung während Schwangerschaft und Geburt. Die möglichen negativen Folgen sind höhere Komplikationsraten, vermehrte Kaiserschnitte und eine Zunahme postnataler Depressionen.


Laut dem Bundesamt für Statistik haben 2021 5,1 Prozent der Menschen in der untersten Einkommensklasse aus finanziellen Gründen notwendige medizinische oder zahnärztliche Leistungen nicht in Anspruch genommen. Besonders alarmierend ist dies während der Schwangerschaft, da es die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden kann.


Es braucht deshalb konkrete politische Massnahmen, um die medizinische Versorgung während der Schwangerschaft und Geburt zu verbessern. Präventive Massnahmen und Gesundheitsversorgung müssen für alle niederschwellig zugänglich und bezahlbar sein. Dies sollte gerade in der heutigen verstärkten Diskussion der Gesundheitskosten nicht untergehen. Medizinische Fachpersonen haben hier als Botschafter*innen eine wichtige Rolle, denn ihre Expertise und der direkte Kontakt zu Betroffenen verleihen ihnen besonderes Gewicht.


Ein gesunder Start ins Leben sollte kein Privileg, sondern ein gelebtes Grundrecht sein – für alle.

 


[1] «Bei der Geburt geht es nicht nur um die Geburt von Babys. Bei der Geburt geht es darum, Mütter zu machen — starke, kompetente, fähige Mütter, die sich selbst vertrauen und ihre innere Stärke kennen.»

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